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Data Literacy Education: Datenkompetenzen für das 21. Jahrhundert

Von Dr. Henning Koch und weiteren Autor:innen
15.02.2021

Data Literacy ist eine Schlüsselkompetenz. Denn in unserer digitalen und datengetriebenen Welt wird sie zu einer Grundvoraussetzung für die Teilhabe an Gesellschaft. Genauso wie das Lesen und Schreiben also. Über diese Kompetenzen sollte ein jedes Mitglied unserer Gesellschaft verfügen. Dieser Anspruch verdeutlicht sich bereits im Begriff „Data Literacy“ selbst. Denn im Englischen steht der Begriff „Literacy“ für die grundlegenden Kompetenzen des Lesens und Schreibens.

Wie das Lesen und Schreiben müssen auch Datenkompetenzen in jeder Bildungsbiografie eine zentrale Rolle spielen. Will man diesem Anspruch gerecht werden, dann muss Data Literacy in sämtlichen Bildungsprozessen berücksichtigt werden. Denn Datenkompetenzen werden immer wichtiger. In der Arbeitswelt sind sie gefragt und dem mündigen Mitglied unserer Gesellschaft werden sie ebenfalls abverlangt. Data Literacy wird somit zu einer zentralen Zukunftskompetenz für jede:n Einzelne:n. Diese ist nötig, um sich souverän durch die digitale Welt zu bewegen.

Datenkompetenzen für das 21. Jahrhundert

Welches Bündel an Kompetenzen ist also konkret gemeint, wenn wir hier von Data Literacy sprechen? Eine Definition, die den Begriff Data Literacy gut erklärt und deswegen auch regelmäßig herangezogen wird, ist die von Ridsdale et al. aus dem Jahr 2015. Sie verstehen Data Literacy als die Fähigkeit, Daten auf kritische Art und Weise zu sammeln, zu managen, zu bewerten und anzuwenden.

Geht man gleichzeitig davon aus, dass Daten neue Wissensbestände generieren und dass Daten unterschiedliche Entscheidungsprozesse unterstützen, so sollten Menschen mit Datenkompetenzen möglichst vier grundlegende Fragen kompetent beantworten können. Besonders in den Momenten, in denen sie mit Daten in Berührung kommen oder mit ihnen arbeiten: 

  1. Was will ich mit Daten machen?
    Daten und Datenanalysen sind kein Selbstzweck, sondern sie dienen einer konkreten Anwendung in der realen Welt.
     
  2. Was kann ich mit Daten machen?
    Datenquellen und deren Qualität sowie der Stand der technischen und methodischen Entwicklungen eröffnen Möglichkeiten und setzen Grenzen. Über diese Möglichkeiten und Grenzen müssen sich die Daten-Anwender:innen bewusst sein.
     
  3. Was darf ich mit Daten machen?
    Alle gesetzlichen Regeln der Datennutzung (z. B. Datenschutz, Urheberrechte und Lizenzfragen) müssen immer mitbedacht werden. 
     
  4. Was soll ich mit Daten machen? 
    Weil Daten eine wertvolle Ressource darstellen, leitet sich daraus ein normativer Anspruch ab, sie zum Wohl von Individuen und Gesellschaft zu nutzen. Datennutzung kann auch das Potenzial für neue Formen der Diskriminierung bergen. Und dies führt uns zu wiederum neuen ethischen Fragen, die im Rahmen einer Data Literacy Education diskutiert werden müssen.

Eine umfassende Data Literacy Education hat also die Aufgabe zu erfüllen, Lern- und Lehrangebote zu gestalten, die diese Fragen klären. 

Dabei steht die Data Literacy Education momentan vor großen Herausforderungen. So muss Data Literacy curricular in Studiengänge integriert werden. Nur so kann deren Berücksichtigung in unterschiedlichen Studienfächern nachhaltig sichergestellt werden. Der Stifterverband, das Hochschulforum Digitalisierung und der KI-Campus schaffen hierfür unterschiedliche Plattformen und Angebote. Fach- und hochschulübergreifend kollaborieren so beispielsweise Lehrende und Studiengangsgestalter:innen von 24 Hochschulen im Data Literacy Education Netzwerk und gestalten eine Data Literacy Education der Zukunft. Das Hochschulforum Digitalisierung fasst außerdem verschiedene Veröffentlichungen zum Thema Data Literacy in einem Dossier zusammen.

Das Thema Data Literacy bekommt zusehends auch eine politische Komponente. Dies veranschaulicht beispielsweise ein Blick in die Datenstrategie der Bundesregierung, die im Januar 2021 veröffentlicht wurde. Sie macht eindrücklich deutlich, dass Daten und deren Analysen schließlich längst unseren gesamten Alltag bestimmen.

Daran anschließend hat der Stifterverband gemeinsam mit zahlreichen Partnern Anfang 2021 die Data-Literacy-Charta initiiert und so ein gemeinsames Verständnis von Datenkompetenzen und deren Bedeutung für Bildungsprozesse ausformuliert. Auch der KI-Campus zählt zu den Erstunterzeichner:innen der Charta. Die Unterzeichner:innen versprechen Maßnahmen zu ergreifen, Datenkompetenzen als zentrale Schlüsselkompetenzen zu stärken. Damit wird ein Anspruch an die Zukunft formuliert. Diesen gilt es nun gemeinsam Wirklichkeit werden zu lassen.

Was bietet der KI-Campus?

Zentrales Anliegen des KI-Campus ist es, zur Stärkung von KI-Kompetenzen in der Gesellschaft beizutragen. Um moderne, datengetriebene KI-Anwendungen verstehen, gestalten und auch bewerten zu können, rücken grundlegende Datenkompetenzen immer mehr in den Vordergrund. Data Literacy ist eben auch eine Schlüsselkompetenz für den mündigen Umgang mit KI.

Im Geiste der Data-Literacy-Charta widmen sich einige neu entwickelte Online-Kurse auf dem KI-Campus daher explizit der Förderung von Datenkompetenzen. Diese und ausgewählte externe Lernangebote zu Data Literacy haben wir hier für Sie zusammengestellt:  

  1. Für angehende und praktizierende Lehrer:innen bietet der KI-Campus mit dem neuen Kurs Schule macht Daten der Jungen Tüftler einen Einstieg in das Thema Datenkompetenzen. Lehrkräfte und Studierende als zentrale Multiplikator:innen erfahren dort, wie Datenkompetenzen fächer- und stufenübergreifend unterrichtet und gefördert werden können und werden dazu angeregt, eigene Unterrichtskonzepte zu entwickeln. 
     
  2. Für alle, die sich der Data Literacy mit Blick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen zuwenden wollen, entwickelt die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin ein Lernangebot zu Daten- und Algorithmenethik für den KI-Campus. Hier gibt es spannende Einblicke in berufspraktische Anwendungsfälle, insbesondere im Bereich des Versicherungswesens. 
     
  3. Wer die gesellschaftlichen und ethischen Themen noch vertiefen möchte, dem empfehlen wir die Gewissensbits der Gesellschaft für Informatik. Diese eignen sich insbesondere auch für den Einsatz in Unterricht und Lehre zur Diskussion von Dilemmasituationen. 
     
  4. Für Akteur:innen der Zivilgesellschaft stellt die Open Knowledge Foundation im Rahmen der Datenschule ein umfangreiches Angebot an Lernmaterialien mit offenen Lizenzen zur Verfügung. Besonders im Fokus stehen dabei Fragen der Datenverarbeitung und deren Auswirkungen auf zivilgesellschaftliche Organisationen
     
  5. Darüber hinaus arbeitet der KI-Campus derzeit gemeinsam mit dem Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV) an weiteren umfangreichen Lernangeboten zu Datenkompetenzen. Mehr dazu verraten wir schon in Kürze hier auf dem KI-Campus!
Dr. Henning Koch
Dr. Henning Koch

Dr. Henning Koch begleitet als Programmmanager unter anderem das Data Literacy Education-Netzwerk des Stifterverbandes. Gemeinsam mit den Netzwerkmitgliedern treibt er dort die curriculare Integration von Datenkompetenzen in unterschiedlichen Studiengängen voran.

Cornelia Gamst
Cornelia Gamst
Produktmanagerin
Stifterverband

Cornelia Gamst ist Curriculumsmanagerin beim KI-Campus und gemeinsam mit dem DFKI verantwortlich für die inhaltliche Ausgestaltung des Gesamtangebots des KI-Campus. Zuvor war sie bei Kiron Open Higher Education für die Entwicklung des digitalen Studiengangs Informatik verantwortlich. Aus ihren Erfahrungen bringt sie konsequent die Perspektive der Lernenden in den Diskurs um alternative Bildungsangebote im Bereich der MINT-Fächer ein.